Uni-Logo
Sie sind hier: Startseite Über uns monitor monitor Sommersemester 2013 Interview mit Prof. Guttmann
Artikelaktionen

Interview mit Prof. Guttmann

Ein Interview mit Professor Guttmann über den Studiengang Physikalisch-Technische Medizin.

monitor: Herr Professor Guttmann, Sie haben den mit dem Deutschen Weiterbildungspreis ausgezeichneten Master Online-Studiengang Physikalisch-Technische Medizin aus der Taufe gehoben. Ziel des Studiengangs ist es, den Medizinern die Technik nahezubringen. Woher kam diese Idee?

profguttmann.jpgJosef Guttmann: Das ist eine etwas längere Geschichte. Die Idee zu einem technischen Studiengang für Mediziner trage ich bereits länger mit mir herum. Nach einem Aufruf der medizinischen Fakultät der Universität Freiburg im Jahre 2006 habe ich erstmals diese Ideen in ein konkretes Konzept umgesetzt. Dieser Aufruf betraf die Suche nach neuen Studiengängen, mit denen sich die medizinische Fakultät für die zu erwartenden starken Studentenjahrgänge im Gefolge von G8/G9 rüsten könnte. Er wurde von Professor Geiger, dem damaligen ärztlichen Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik an mich herangetragen und ich habe – nach dem Vorbild des Freiburger Studiengangs „Molekulare Medizin“ – das Konzept „Physikalische und Technische Medizin“ entwickelt.  Mein Konzept betraf allerdings einen Präsenz-Studiengang; zwischenzeitlich war im Rahmen der Zukunftsoffensive des Landes Baden-Württemberg die Ausschreibung für neue Master Online-Studiengänge erfolgt. Darauf wurde ich von Professor Möller von der Hochschule Furtwangen (HFU) aufmerksam gemacht und gemeinsam haben wir den Antrag für den Master Online-Studiengang gestellt und diesen als Kooperationsstudiengang zwischen der HFU und der Universität Freiburg eingerichtet.


monitor: Hat die Idee zu einem solchen Studiengang mit Ihrer Herkunft als Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Atemphysiologie in der Experimentellen Anästhesiologie des Universitätsklinikums Freiburg zu tun?

Josef Guttmann: Ja, durchaus; unsere wissenschaftliche Arbeitsgruppe innerhalb der Sektion für Experimentelle Anästhesiologie beschäftigt sich mit allen Facetten der mechanischen Beatmung als der Schlüsseltherapie der Intensivmedizin. Unsere Fragestellungen reichen von der zellulären Biomechanik von Pneumozyten bis hin zur Ansteuerung von Beatmungsgeräten, weshalb unsere AG traditionellerweise mit Medizinern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern interdisziplinär besetzt ist. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass unsere Forschungsarbeit regelrecht von dieser Interdisziplinarität lebt und profitiert. Ich habe aber auch die Sprachschwierigkeiten zwischen den Medizinern auf der einen Seite und den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf der anderen Seite kennen und fürchten gelernt, insbesondere meistens dann, wenn es um quantitative Methoden in der Forschung ging. Wir haben sehr viel Zeit auf die Vermittlung der gegenseitigen Fachsprache verwendet, aber immer wieder die positive Erfahrung gemacht, dass sich dieser Zeitaufwand „lohnt“. Auf der Ingenieursseite wurde dieses Problem seit langem erkannt und im Rahmen ihrer Ausbildung wird den angehenden Ingenieuren der Medizintechnik medizinisches Fachwissen vermittelt. Bei Medizinern ist das bis anhin nicht der Fall und meines Wissens ist unser Studiengang PTM der erste seiner Art, der dieses Defizit für Ärztinnen und Ärzte aber auch für Angehörige der Life-Science Berufe ausgleicht. Ich denke, dass der Studiengang auch genau dafür mit dem Deutschen Weiterbildungspreis ausgezeichnet wurde.

monitor: Nun haben Sie sich entschieden die Leitung des Studiengangs auf der Freiburger Seite abzugeben, fällt Ihnen dies schwer?

Josef Guttmann: In den Aufbau unseres Studiengangs habe ich sehr viel Kraft und persönliches Engagement eingebracht und habe mit meinen Kräften auch nicht immer gut „gehaushaltet“. Zum heutigen Zeitpunkt stelle ich mit Freude fest, dass der Studiengang über ein ausgezeichnetes und engagiertes Team verfügt und auf einem sehr guten Weg in die Zukunft ist. Das ist alles andere als selbstverständlich und ich bin sehr dankbar dafür; nach meiner festen Überzeugung ist damit der richtige Zeitpunkt gekommen, die Leitung in jüngere Hände abzugeben.


monitor: Wer ist Ihr Nachfolger und was qualifiziert ihn für diese Aufgabe?

Josef Guttmann: Herr Privatdozent Dr. Stefan Schumann wird mein Nachfolger als Studiengangsleiter PTM auf Seiten der Universität Freiburg. Herr Schumann ist Medizintechniker „von der Pike an“. Nach einer Berufsausbildung als Fernmeldehandwerker hat er an der TU Karlsruhe Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Biomedizinische Technik studiert. Herr Schumann ist nicht nur ein ausgezeichneter Ingenieur der Medizintechnik sondern ein ausgewiesener Wissenschaftler, der sich im Rahmen seiner Promotion mit neurophysiologischer Forschung und im Rahmen seiner Habilitation im Fach Experimentelle Medizin mit struktur- und strömungsmechanischen Untersuchungen an künstlichen und biologischen Atemwegen beschäftigt hat. Herr Schumann hat den Studiengang PTM von Anfang an begleitet zunächst als Tutor und später als Dozent und er hat u.a. ein Grundlagen-Propädeutikum entwickelt, das zum festen Bestandteil des  Curriculums gehört.


monitor: Werden Sie sich nun ganz aus der Arbeit um den Studiengang PTM zurückziehen?

Josef Guttmann: Ganz im Gegenteil; ich möchte sehr gerne für unseren Studiengang PTM weiter arbeiten und mich auf verschiedene Bereiche konzentrieren wie die Verbesserung und Überarbeitung des Lehrmaterials, die Entwicklung von Forschungskonzepten und die Erarbeitung von Publikationen auf dem Gebiet „medical education“ sowie die Konzeption für Drittmitteleinwerbung und die Internationalisierung des Studiengangs. Das alles geht nur, wenn man in Ruhe nachdenken kann und zwar ohne den Druck der Gesamtverantwortung. Darauf freue ich mich schon sehr.

 monitor: Herr Professor Guttmann, vielen Dank für das Interview.

Benutzerspezifische Werkzeuge